Frühes Screening auf Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung)

Bei der Präeklampsie, auch „Schwangerschaftsvergiftung“ genannt, handelt es sich um eine schwerwiegende Erkrankung, die in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft auftreten kann. Sie kommt bei etwa 2 % aller Schwangeren vor.

Was ist eine Präeklampsie?

Eine Präeklampsie verursacht zunächst häufig keine Beschwerden. Der Frauenarzt stellt typischerweise einen erhöhten Blutdruck, verbunden mit einer vermehrten Ausscheidung von Eiweiß über die Nieren fest. In besonders schweren Fällen kann es bei der Mutter zu einer Störung der Leber- oder Nierenfunktion, zu Beeinträchtigungen des blutbildenden Systems (Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten) und des Nervensystems (bis hin zu Krampfanfällen) kommen.

Da gleichzeitig eine verminderte Durchblutung des Mutterkuchens, der das ungeborene Kind versorgt, auftritt, ist das Kind bei einer Präeklampsie gefährdet. Es resultiert häufig ein niedriges Geburtsgewicht und Lungenprobleme sowie Wachstumsstörungen im Mutterleib. Nicht selten ist es notwendig, eine vorzeitige Entbindung, oft auch als Frühgeburt, einzuleiten, um Gefahr für das Leben von Mutter und Kind abzuwenden.

Man unterscheidet die frühe Präeklampsie, die vor der 34. SSW auftritt, von der späten Präeklampsie (Auftreten nach der 34. Schwangerschaftswoche). Während die späte Präeklampsie durch eine rechtzeitige Entbindung (meist als Kaiserschnitt) gut behandelt werden kann, muss bei einer frühen Präeklampsie, besonders wenn diese vor der 30. Woche auftritt, genau zwischen dem Nutzen und dem Risiko einer sehr frühen Geburt abgewogen werden. Kinder, die vor der 28. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, sind trotz der Möglichkeiten der modernen Medizin immer noch hochgradig gefährdet.

Wie hoch ist mein Risiko, eine Präeklampsie zu entwickeln?

Grundsätzlich gilt, dass Frauen mit

  • Übergewicht (BMI über 35)
  • Präeklampsie in einer vorausgegangenen Schwangerschaft
  • Präeklampsie bei der Mutter oder Schwester der Patientin
  • Diabetes mellitus
  • Bluthochdruck oder Nierenerkrankungen
  • Alter über 40 Jahre
  • Erstgebärende

ein erhöhtes Risiko haben, in ihrer Schwangerschaft eine Präeklampsie zu entwickeln.

Wird in der 11. – 14. SSW eine Blutdruckuntersuchung der Schwangeren, eine spezielle Ultraschalluntersuchung (Doppler-Untersuchung der Arteriae uterinae der Gebärmutter) und die Bestimmung von zwei Eiweißstoffen im Blut der Schwangeren (PAPP-A und PLGF) durchgeführt wird, können 80 – 90 % der Frauen erkannt werden, die eine frühe Präeklampsie entwickeln, sowie ca. 35 % der Frauen, die eine späte Präeklampsie entwickeln.

Bei einem erhöhten Risiko wird der möglichst umgehende Beginn einer ASS-(Aspirin(R))-Einnahme, nach Daten der ASPRE-Studie in einer Dosis von 150 mg pro Tag, empfohlen. In der ASPRE-Studie konnte gezeigt werden, dass durch eine vorbeugende ASS-Einnahme mit möglichst frühzeitigem Beginn (möglichst noch im ersten Schwangerschaftsdrittel, also bis Woche 13+6) zwei Drittel aller Präeklampsie-Fälle, die vor der 37. SSW aufgetreten wären, verhindert werden können. Bei Frauen, die in der o. g. ASPRE-Studie ihre ASS-Einnahme sogar konsequent während der Schwangerschaft durchgehalten haben und die keinen chronischen Bluthochdruck hatten, konnte die ASS-Einnahme sogar 95 % der Fälle einer Präeklampsie verhindern (im Vergleich zum Placebo) (Daten von Poon et al.)

Der Zeitraum des Präeklampsie-Screenings stimmt genau mit dem Zeitraum des Ersttrimester-Screenings überein. Somit können, falls gewünscht, beide Untersuchungen zusammen durchgeführt werden.

Die Kosten für das Präeklampsie-Screening werden derzeit leider von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen.
Die Kosten für die Laboruntersuchungen einschließlich Risikoberechnung betragen € 48,38 (bzw. € 27,98, wenn gleichzeitig ein Ersttrimester-Screening durchgeführt wird, da einer der beiden notwendigen Blutwerte bereits im Rahmen des Ersttrimester-Screenings untersucht wird). Hinzu kommen ggf. weitere Kosten für die Doppler-Ultraschalluntersuchung sowie die Blutentnahme.

Weitere Auskünfte gibt Ihnen gerne Ihre behandelnde Frauenärztin / Ihr behandelnder Frauenarzt.

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