Molekulare Allergiediagnostik sinnvoll einsetzen

Allgemeines

Natürliche Allergenextrakte bilden die Basis für herkömmliche Allergietests auf spezifisches IgE (RAST). Sie enthalten oft sehr viele Komponenten, von denen die wenigsten allergisierend sind. Labordiagnostisch werden mit Hilfe des Nachweises auf spezifisches IgE (“RAST”) nur Sensibilisierungen erkannt. Nicht immer handelt es sich auch um klinisch relevante Allergien.

Um festzustellen, ob tatsächlich eine klinisch relevante Allergie vorliegt, ist die Anamnese wegweisend. Ein Allergietagebuch gibt oft Aufschluss über den Charakter eine Allergie. Wenn nur wenige anamnestische Hinweise bestehen, können als Screening die Mischungen sx1 und fx5 empfohlen werden, da hiermit (über Kreuzallergene) ca. 90 % der Allergien detektiert werden.

Spezielle Einsatzgebiete der molekularen Allergiediagnostik:

Durch Bestimmung der Spezies-spezifischen Allergenkomponenten kann eine unspezifische Mitreaktion von einer echten Sensibilisierung unterschieden werden. Auch Doppelsensibilisierungen oder Kreuzreaktionen können mit Hilfe bestimmter molekularer Allergenkomponenten erkannt werden [1].

Hyposensibilisierung

Bei alleiniger Ausprägung der Spezies-spezifischen Marker (Hauptkomponenten) sind die Erfolgsaussichten der Therapie gut. Sind zusätzlich unspezifische Marker ausgebildet (Nebenkomponenten), bestehen mäßige Therapieerfolge, bei alleiniger Ausprägung der unspezifischen Marker sind die Therapieaussichten schlechter.
Da die Hyposensibilisierung aber die einzige kausale Therapie ist, die zur Verfügung steht, sollte sie auch bei weniger guten Aussichten dem Patienten angeboten werden [1].

Beispiel Erdnussallergie: 10 % der Kinder weisen eine Sensibilisierung auf, aber nur wenige haben eine echte Erdnussallergie.
Ara h 2, ein Speicherprotein, gilt als bester Prädiktor für eine klinisch relevante Erdnussallergie. Wenn dieses nachgewiesen wurde, sollten in der Regel Erdnüsse in jeder Form vermieden werden, da es zu schweren systemischen Reaktionen kommen kann. Ist kein spezifisches IgE gegen Ara h 2 und verwandte Allergene (Ara h1, 3, 6 und 9) nachweisbar, werden geringe Mengen Erdnuss (z. B. im Brotaufstrich) in der Regel vertragen [2].

Beispiel Hühnereiweißallergie: Diese wird häufig im Kindesalter diagnostiziert, verliert sich meistens in der Adoleszenz. Bei positivem Ovomucoid liegt jedoch eine Allergie vor, die meist lebenslang bestehen bleibt. Ist Ovomucoid negativ, wird Ei in verarbeiteter Form in der Regel vertragen.

Beispiel Hymenopterenallergie: 40 % der Patienten reagieren im “RAST”-Test auf Bienen- und Wespengift positiv, aber nur 10 % der Patienten weisen eine echte Doppelallergie auf.
Grund sind Kreuzallergene und Kohlenhydrat-Seitenketten der beiden Proteine.
Durch Testung von Api m 1 (Hauptkomponente der Biene) und Ves v 5 (Hauptkomponente der Wespe) können 97 % der Bienenallergiker und 87 % der Wespenallergiker identifiziert werden [3].

Kosten:

Die Krankenkassen übernehmen für Kinder unter 6 Jahren 15 Allergene, danach nur noch 9 Allergene.
·    EBM 32427 (7,10 €)
·    GOÄ 3891 (14,57 €)
Molekulare Allergenkomponenten werden so abgerechnet wie die herkömmlichen Allergenextrakte.

Material:
mindestens 250 µl Serum, ca. 50 µl für jedes weitere Allergen
 
Literatur:
1)    Kleine-Tebbe et al: Allergenfamilien und molekulare Diagnostik, Allergo J 2010;19:251–263
2)    Nicolaou et al.: J Allergy Clin Immunol 2010; 125:191-197
3)    Müller et al: Hymenoptera venom allergy. Allergy 2009:64:543–548