Infektionen mit Zika-Virus in der Schwangerschaft

Bild von Aedes albopictus
Aedes albopictus.
(Quelle: CDC, Public Health Image Library, ID#23157)

Vorkommen

Das Virus ist in den Tropen und Subtropen endemisch verbreitet. In den Jahren 2015-2016 kam es hauptsächlich in Mittel-, Südamerika einschließlich der Karibik zu einer epidemischen Häufung von Infektionen. In geringerem Maße wurden Infektionen auch aus Texas und Florida gemeldet. Zurzeit kommt es weltweit zu keinen Ausbrüchen. In Europa wurden drei autochthone, durch Tigermücken (Aedes albopictus) übertragenen Zika-Virus-Infektionen in Südfrankreich im Sommer 2019 nachgewiesen. Aufgrund der klimatischen Verhältnisse (kühle Winter) ist das Risiko einer weitreichenden Verbreitung des Virus durch Moskitos in diesem Gebiet eher als sehr gering einzustufen. Bei den in Deutschland gemeldeten Zika-Virus-Infektionen handelt es sich ausschließlich um Reiseinfektionen.

Übertragung

Das Zika-Virus wird in den meisten Fällen durch infizierte Moskitos (hauptsächlich durch die Gelbfiebermücke, Aedes aegypti) übertragen. Weitere Übertragungswege sind sexuell, intrauterin, in sehr seltenen Fällen perinatal.

Symptomatik

Nach einer Inkubationszeit von 3-14 Tagen können Exanthem, Myalgien, Arthralgien, Konjunktivitis auftreten. Als mögliche Komplikation wurde das Guillain-Barré-Syndrom beschrieben. Ca. 60-80% der Infektionen verlaufen asymptomatisch.

Bei einer Infektion in der Schwangerschaft wird das Virus in ca. 18% der Fälle auf den Fetus übertragen. In bis zu 20% der infizierten Feten kommt es zu dem sogenannten kongenitalen Zika-Virus-Syndrom.

Symptome des kongenitalen Zika-Virus-Syndroms sind hauptsächlich:

  • Mikrozephalie
  • Hirnanomalien
  • Visuelle Beeinträchtigungen
  • Hörschäden
  • Arthrogryposis multiplex congenita

Diagnostik

Eine Zikavirus-Diagnostik wird empfohlen bei:
– Symptomatischen Schwangeren mit möglicher Exposition (Aufenthalt in Risikogebiet, Sexualpartner mit Zikavirus-Infektion)
– Asymptomatischen Schwangeren nach Aufenthalt in Gebieten mit erhöhtem Infektionsrisiko (Ausbruch)
– Fetalen US-Auffälligkeiten nach möglicher Exposition

Die Labordiagnostik erfolgt in der Frühphase durch den Nachweis viraler RNA mittels PCR (IGeL) in erster Linie aus Blut (EDTA). Spezifische IgM-Antikörper sind mittels ELISA ab ca. 8 Tage nach Symptombeginn nachweisbar. Andere Flaviviren (z. B. Dengue-Viren, die eine ähnliche Symptomatik hervorrufen können) sollten ausgeschlossen werden.
Untersuchungsmaterial: EDTA-Blut (ca. 5 ml); Serum, Vollblut (2-3ml)

Maßnahmen bei Schwangeren nach Exposition

Ab Schwangerschaftswoche 14+0 sollte eine Basisultraschalluntersuchung mit u.a. gezielter Beurteilung der zerebralen Anatomie durchgeführt werden. Die Aussagekraft der invasiven pränatalen Diagnostik ist begrenzt.

Empfehlungen für Reisende

Aufgrund des nur noch sporadischen Auftretens von Zika-Virus-Infektionen in den Endemiegebieten wird das Infektionsrisiko derzeit als gering eingestuft (Stand 2019). Da aber Zika-Virus Infektionen prinzipiell ein Risiko in der Schwangerschaft darstellen, sollten sich Schwangere und Paare mit Kinderwunsch vor einer möglichen Reise in ein Zika-Virus-Endemiegebiet zum aktuellen Risiko und Präventionsmöglichkeiten (z.B. Mückenschutz, Prävention einer sexuellen Übertragung, Verhütung einer Schwangerschaft) reisemedizinisch beraten lassen. Ein konsequenter ganztägiger Mückenschutz ist auch im Hinblick auf die derzeitigen Ausbrüche von Denguevirus-Infektionen sinnvoll.

Nach Rückkehr von einer Reise in ein Risikogebiet sollte der Partner einer Schwangeren für die gesamte Dauer der Schwangerschaft Kondome verwenden bzw. auf Sex verzichten.

Gibt es eine Therapie oder Impfung?

Zurzeit steht weder ein Impfstoff noch eine antivirale Therapie zur Verfügung.

Verantwortlich für den Inhalt:
Priv.-Doz. Dr. med. Martin Enders (0711-6357-120)
Stand 02/2020

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