Morbus Meulengracht / Gilbert-Syndrom

Morbus Meulengracht (Gilbert-Syndrom) ist die häufigste Erkrankung des hepatischen Bilirubin-Stoffwechsels, die mit einer leichten Hyperbilirubinämie mit bis zu 5-fach erhöhten Bilirubin-Werten einhergeht. Patienten sind in der Regel asymptomatisch oder entwickeln Ikterus (an Sklerenikterus erkennbar) unter Stress-Situationen, Infektionen bzw. nach verminderter Nahrungsaufnahme.
M. Meulengracht wird autosomal-rezessiv vererbt. Häufigste Ursache der Erkrankung ist eine Insertion in der TATA-Box des Promotors des UDP-Glucuronosyltransferase 1A1 (UGT1A1)-Gens. Die UDP-Glucuronosyltransferase 1A1 bewirkt die Konjugation von Bilirubin und einigen Medikamenten mit Glucuronsäure. Somit werden diese wasserlöslich und können renal ausgeschieden werden. Statt 6 TA-Repeats im Promotor findet man in den Allelen der Patienten 7 TA-Wiederholungen. Der Polymorphismus der Allele wird auch als UGT1A1*28 bezeichnet. Er bewirkt eine Verminderung der Transkriptionsrate des Gens und damit eine Reduktion der Aktivität der UDP-Glucuronosyltransferase auf etwa 30 Prozent im Vergleich zur Aktivität der UGT1A1 eines gesunden Menschen. Die Bildung des konjugierten Bilirubins wird beeinträchtigt, und es kommt insbesondere unter Belastung zu einem erhöhten Spiegel des unkonjugierten Bilirubins. Bei Mutationen im kodierenden Bereich des UGT1A1-Gens, die eine sehr starke Abnahme der Enzymaktivität auf 0 – 10 % bewirken, spricht man vom Crigler-Najjar-Syndrom.
Beim Vorliegen des UGT1A1*28-Polymorphismus ist der Abbau von manchen Arzneimitteln vermindert. Dies kann zu erhöhten Medikamentenspiegeln im Blut und z. T. zu schweren Nebenwirkungen führen (z. B. Neutropenie, Durchfall bei Irinotecan-Gabe). Acetaminophen und sein toxischer Metabolit NAPQI werden von mehreren UGT-Enzymen inaktiviert (UGT1A1, UGT1A6, UGT1A9). Die klinische Relevanz des UGT1A1*28-Allels allein für die Toxizität von Acetaminophen ist umstritten.
M. Meulengracht ist weit verbreitet. Die Häufigkeit der homozygoten [TA]7-Allel-Träger liegt bei etwa 5 – 20 % in verschiedenen Bevölkerungsgruppen, wobei die phänotypische Penetranz variabel ist.

Methode

PCR + Sequenzierung (UGT1A1-Promotor, UGT1A1*28)

Probenmaterial

1 x kleines EDTA-Blut-Röhrchen.
Bitte verwenden Sie für molekularbiologische Untersuchungen immer ein separates Röhrchen. Der Transport ins Labor ist nicht zeitkritisch und kann ungekühlt per Postversand erfolgen.
Die schriftliche Einwilligungserklärung des Patienten zu allen genetischen Analysen gemäß Gendiagnostikgesetz (GenDG) ist erforderlich.

Ansprechpartner

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Dr. rer. nat. Tina Stumpp

Diplombiologin
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Dr. rer. nat. Sandra Dehn

Master Molekulare Medizin
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Dr. rer. nat. Ralph Hahn

Diplombiologe