Retikulozyten Hämoglobin-equivalent (Ret-He auch Ret Hb)

Die Bestimmung des Retikulozyten Hb ist sowohl indiziert bei einem fraglichen latenten Eisenmangel als auch der frühzeitigen Überprüfung einer entsprechenden Substitution von Eisen. Die Bestimmung kann aus jedem für ein Blutbild eingesandten EDTA-Blut erfolgen. Es ist kein zusätzliches Material notwendig.

Bei einem manifesten Eisenmangel findet sich im Blutbild ein vermindertes mittleres corpuskuläres Volumen (MCV) und ein vermindertes mittleres corpuskuläres Hämoglobin (MCH). Da bei latentem Mangel nur die jüngsten Erythrozyten betroffen sind, dauert es bei einer Lebensdauer der Erythrozyten von ca. 120 Tagen sehr lange, bis MCV und MCH pathologsich werden.

Umgekehrt werden bei Substitutionstherapie täglich weniger als 1% der Erythrozyten ersetzt, sodass es auch hier lange dauert, bis der Erfolg einer Therapie im MCV und MCH sichtbar wird.

Mit der Bestimmung des RetHe erhält man Auskunft über den Hämoglobingehalt der jüngsten 1-2% der Erythrozyten. Ist dieser bei (noch) unauffälligem MCH erniedrigt, kündigt sich ein manifester Eisenmangel an1 2 3. Siehe auch “Diagnostik des Eisenmangels“.

Umgekehrt zeigt ein einige Tage nach Beginn der Eisensubstitution normalisiertes RetHe den Erfolg der Substitution an. Während die Retikulozytenzahl nur eine Auskunft über die Quantität der Erythropoese im Knochenmark gibt, reflektiert der Hämoglobingehalt der Retikulozyten die aktuelle Eisenversorgung des Knochenmarkes und gibt zusätzlich Auskunft über die Qualität der Retikulozyten.

Bleibt dieser Anstieg aus, müssen Cofaktoren wie Resorptionsstörungen oder toxische bzw. peri- und postinfektöse Knochenmarkssuppression in Betracht gezogen werden.

So lässt sich bei chronischer Entzündung und normalem oder erhöhtem Ferritin durch Bestimmung des RetHe zeigen, ob ausreichend Eisen für die Hämoglobinsynthese zur Verfügung steht.

Indikationen:

  • Klassifikation von normochromen und hypochromen Anämien 4
  • Abgrenzung bei Eisenmangelanämien und funktionalen Eisenmangel
  • Nachweis eines latenten Vitamin B12-Mangels
  • Frühzeitiger Nachweis der erfolgreichen Eisensubstitution
  • Frühzeitiger Nachweis der erfolgreichen Vitamin B12-Substitution
  • Frühzeitiger Nachweis der erfolgreichen Erythropoietintherapie

Referenzbereich: RET-He: 28 – 35 pg

Literatur

  1. Thomas C, Thomas L. Biochemical markers and hematologic indices in the diagnosis of functional iron deficiency. Clin Chem. 2002; 48(7): 1066-1076.
  2. Brugnara C. Iron deficiency and erythropoiesis: new diagnostic approaches. Clin Chem. 2003; 49(10): 1573-1578.
  3. Franck S et al. Potential utility of RET-Y in the diagnosis of iron-restricted erythropoiesis. Clin Chem. 2004; 50(7): 1240-1242.
  4. Canals C et al. Clinical utility of the new sysmex xe-2100 parameter – reticulocyte hemoglobin equivalent – in the diagnosis of anemia. Haematologica. 2005; 90(8): 1133-1134.